Erstellt am: 26.05.2023
Oliver Wirth: „Die Unternehmen blicken trotz anhaltender Unsicherheit positiv in die Zukunft.“
Im Jahr 2022 hatte die regionale Metall- und Elektroindustrie (kurz M+E) eine Umsatzsteigerung von 7,8 % auf 15,026 Mrd. Euro zu verzeichnen, die Exportquote lag bei 54,4 %. Die Unternehmen haben aufgrund von Unsicherheiten bedingt durch die letztjährigen Preissteigerungen, Transformation und unsicheren Lieferketten in 2022 etwas weniger Investitionen getätigt als noch im Vorjahr, mit 474 Mio. Euro aber dennoch ein hoher Wert.„2022 war für die Unternehmen hinsichtlich hoher Energiepreise oder auch Problemen bei der Materialbeschaffung ein schwieriges Jahr. Trotz der anhaltenden Unsicherheit ist der Blick der Unternehmen für 2023 überwiegend positiv. Neben Plänen für Personalaufbau sollen auch Investitionen wieder zunehmen“, sagte Oliver Wirth, geschäftsführender Gesellschafter der Bareiss Prüfgerätebau GmbH in Oberdischingen und Vorsitzender der Bezirksgruppe Ulm von Südwestmetall beim heutigen Pressegespräch anlässlich der jährlichen Konjunkturumfrage, die die Bezirksgruppe Ulm unten den Mitgliedsbetrieben durchgeführt hat.„Kurzarbeit spielt aktuell kaum eine Rolle“, führte Götz Maier, Geschäftsführer von Südwestmetall in Ulm beim Pressegespräch aus. Während im letzten Jahr noch rund ein Viertel der Betriebe Kurzarbeit eingesetzt habe, seien es aktuell nur noch 6 %.Die Zahl der Beschäftigten in den regionalen M+E-Betrieben erhöhte sich um 2,58 % auf 58.827 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wobei auch die Stammbelegschaft zahlenmäßig leicht gewachsen ist. Während die Zahl der Zeitarbeitnehmer um 10 % reduziert wurde, haben sich die befristeten Beschäftigtenverhältnisse erhöht. Ihr Anteil an allen Beschäftigten liegt bei rund 6 %. „Diese flexiblen Beschäftigungsmöglichkeiten sind für die Unternehmen wichtig, um Auftragsschwankungen auszugleichen und auf Unsicherheiten reagieren zu können“, sagte Wirth. „Für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit brauchen wir ein modernes Arbeitszeitgesetz, das die vielfältigen Formen mobilen und flexiblen Arbeitens abbildet“, so Wirth. Es gehe nicht darum, länger zu arbeiten, sondern vielmehr die Arbeitszeit flexibler zu verteilen. Der aktuelle Entwurf des neuen Arbeitszeitgesetzes bevormunde Beschäftigte in der Frage, wie sie Arbeitszeit verteilen könnten und enge Betriebe ein. Beispielsweise sehe die EU-Arbeitszeitrichtline eine Höchstgrenze für wöchentliche Arbeitszeit vor. Diesen Spielraum sollte der deutsche Gesetzgeber nutzen.„Immer drängender wird der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel“, sagte Stefan Halder, geschäftsführender Gesellschafter der Erwin Halder KG in Achstetten/Bronnen und stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall Ulm. Auch dies trage in einigen Unternehmen schon dazu bei, dass weniger produziert werde oder aber Aufträge im Ausland gefertigt werden müssten. Auch wenn die Zahl offener Stellen mit 1.319 zum Vorjahr rückläufig sei, so seien in 2022 und 2023 viel mehr Stellen offen als im langjährigen Vergleich. „Der Vorschlag einer Familienstartzeit verschärft diesen Arbeitskräftemangel weiter und lässt die Personalkosten weiterwachsen“, führte Halder aus.Auch die Rekrutierung von Fachkräften über die Ausbildung werde immer schwieriger. „Die Ausbildungsquote ist mit 4,9 % stabil. Dennoch wird es für die Betriebe immer schwerer, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen“, führte Halder aus. Dies zeige sich auch an der um 23,8 % gestiegenen Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen. Aktuell sind für Ausbildungsbeginn 2023 noch 130 Ausbildungsplätze unbesetzt. Daher sei es wichtig, weiterhin viel Engagement in Berufsorientierungsangebote zu investieren. Aus diesem Grund unterstützt Südwestmetall zusammen mit vielen weiteren Partnern aus Politik, Kammern und Verbänden auch in diesem Jahr die Praktikumsinitiative „Praktikumswochen Baden-Württemberg“. „Nur mit genügend Nachwuchsförderung können wir dem Fachkräftemangel entgegentreten“, so Halder. Insgesamt gibt es in der Region knapp 3.000 Auszubildende.„Um das Arbeitskräftepotential besser nutzen zu können, sollten die Verfahren der Visavergabe und der Anerkennung beschleunigt werden. Ferner sollten Frühverrentungsanreize im Inland abgebaut werden“, sagte Wirth. Die Unternehmen befänden sich aktuell in einer herausfordernden Situation. Die in Deutschland im Vergleich zum ausländischen Wettbewerb hohen Energiekosten bedeuten gerade für energieintensive Branchen einen Wettbewerbsnachteil. „Die Pläne über einen staatlich subventionierten Industriestrompreis sind hierbei zu begrüßen“, so Wirth. Sie stellten eine Transformationsbrücke in die Zukunft dar. Darüber hinaus sei die Bewältigung der Transformation für die Unternehmen nach wie vor ein bedeutendes Thema. „Technologieoffenheit ist hierbei ein zentraler Punkt“, bekräftigte Wirth.Der Blick für 2023 ist positiv. 64 % der Unternehmen wollen mehr investieren als im Vorjahr. Insgesamt sind für 2023 740 Mio. Euro an Investitionen geplant, wobei der Auslandsanteil bei knapp 25 % liegt. Positiv zu bewerten ist auch der geplante Arbeitsplatzaufbau. „Uns wurde ein signifikanter geplanter Aufbau von 1729 Stellen gemeldet“, sagte Maier. Ob dies umsetzbar sei, bleibe auch wegen des Arbeitskräftemangels offen. Hinsichtlich des Umsatzes erwarten zwei Drittel der Unternehmen eine Steigerung. Allerdings rechnen auch 19 % der Betriebe mit einem Umsatzrückgang für 2023.Info zur Konjunkturumfrage:An der Konjunkturumfrage haben sich 69 Betriebe beteiligt. Dies entspricht einem Repräsentationsgrad von 48 % der Betriebe der Bezirksgruppe Ulm und 64 % der Beschäftigten.Info zu Südwestmetall:SÜDWESTMETALL ist der Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. Er ist kompetenter Ansprechpartner für Arbeitgeber in arbeits- und sozialrechtlichen, tarifvertraglichen und sozialpolitischen Fragen. SÜDWESTMETALL ist Sprachrohr für seine Mitgliedsbetriebe gegenüber Gewerkschaft, Staat und Öffentlichkeit. Zusammen mit dem Sozialpartner vereinbart SÜDWESTMETALL in Tarifverträgen die Bedingungen der Arbeitsverhältnisse.Die Bezirksgruppe Ulm von SÜDWESTMETALL und des tarifungebundenen Unternehmensverbands Südwest betreut in der Region Ulm, Biberach, Alb-Donau und dem südöstlichen Teil Sigmaringens 144 Betriebe mit 58.827 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Nicola Gebhart
Öffentlichkeitsarbeit