Erstellt am: 16.05.2018
Mario Trunzer: „Eine sehr schöne Entwicklung unserer regionalen M+E-Industrie in 2017, die sich auch in diesem Jahr wohl fortsetzen wird. Nicht alle Unternehmen profitieren davon, deshalb ist die Stimmung nicht ungetrübt.“
ULM – Die regionale Metall- und Elektroindustrie hat im vergangenen Jahr mit 10,1% ein enormes Umsatzwachstum hingelegt und damit das Vorjahr nochmals übertroffen. Auch die Zahl der Beschäftigten steigerte sich nochmals kräftig um 3,3% auf 54.715. Doch weiterhin ist die Lage bei den Unternehmen uneinheitlich. Der immer stärker zu Tage tretende Fachkräftemangel mit einer großen Zahl unbesetzter Stellen ist eine der Hauptsorgen der Firmen. Probleme bereiten den Betrieben zudem hohe Kosten, die im Bereich der Personalkosten durch hohe Tarifabschlüsse nochmals zugenommen haben. Im Rahmen eines Pressegesprächs stellte der Arbeitgeberverband Südwestmetall die Ergebnisse seiner jährlichen Wirtschaftsumfrage vor, die er jüngst unter seinen Mitgliedsfirmen durchgeführt hat. Das Jahr 2017 war für die regionale M+E-Industrie geprägt von einem sehr guten Umsatzwachstum von 10,1% auf 11,98 Mrd. Euro. Haupttreiber war im vergangenen Jahr das Inland. Der Export legte zwar ebenfalls zu, die Exportquote sank aber um zwei Prozentpunkte auf 51,48%. „Das ist insgesamt eine sehr schöne Entwicklung unserer regionalen M+E-Industrie in 2017, die sich wohl auch in diesem Jahr fortsetzen wird. Aber nicht alle Unternehmen profitierten davon, deshalb ist die Stimmung nicht ungetrübt“, sagte Mario Trunzer, Geschäftsführer der Liebherr Werk Ehingen GmbH und Vorsitzender der Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm. Rund ein Fünftel der Unternehmen (19%) musste im vergangenen Jahr zum Teil starke Umsatzeinbußen von zum Teil über 10% hinnehmen.
„Die Firmen haben in 2017 mit 411 Mio. Euro auf stabilem Niveau in die Region investiert – ein Bekenntnis zur Region“, sagte Thomas Handtmann, Geschäftsführer der Albert Handtmann Holding GmbH & Co. KG in Biberach und stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall Ulm. „Allerdings können wir beobachten, dass die Auslandsinvestitionen zunehmen: So werden in diesem Jahr 57,4 Mio. Euro im Ausland investiert werden, im Vorjahr waren es weniger als die Hälfte“, so Thomas Handtmann weiter.
Die Zahl der Beschäftigten in der regionalen Metall- und Elektroindustrie ist laut Frühjahrsumfrage in der Vergleichsgruppe nochmals kräftig um 3,3% auf nunmehr 54.715 Mitarbeiter angewachsen. „Die Zahl der Zeitarbeiter ist ebenfalls gestiegen, weil die Firmen vorsichtshalber für Puffer sorgen, um auf konjunkturelle Schwankungen vorbereitet zu sein“, sagte Mario Trunzer. Die Zahl der befristet Beschäftigten sank hingegen stark um fast 23%.
Die Zahl der Ausbildungsstellen mit Ausbildungsbeginn 2018 ist deutlich, nämlich um 14,6% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Auszubildenden-Quote ist im vergangenen Jahr auf 4,6% leicht gesunken. „Das liegt vor allem an den jedes Jahr unbesetzt bleibenden Stellen“, unterstrich Stefan Halder, geschäftsführender Gesellschafter der Erwin Halder KG in Achstetten/Bronnen und stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall Ulm.
Stefan Halder: „In 2018 sind die Unternehmen überwiegend erwartungsfroh, denn 82% der Betriebe - nach 76 % in 2017 - sehen einer Steigerung des Umsatzes entgegen, nur 3% einem Rückgang.“ Der Auftragsbestand sei erneut angewachsen und bestätige die aktuell positive Lage, unterstrich Götz Maier, Geschäftsführer von Südwestmetall Ulm. Auch für die nächsten sechs Monate erwarteten 63% der Firmen mehr Aufträge, 32% gleichbleibend hohe. Nur 5% der Unternehmen würden von einem Auftragsrückgang ausgehen, so Maier.
Auch die Personalpläne der Firmen seien für 2018 weiter positiv, so die Vorsitzenden der Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm. Fast zwei Drittel aller Unternehmen (genau 61%) wolle Personal aufbauen. Insgesamt sei der Aufbau von fast 600 Arbeitsplätzen geplant. Probleme bereite jedoch immer mehr der Fachkräftemangel. „Es ist deutlich schwieriger geworden, Stellen zu besetzen, obwohl unsere Arbeitsplätze so attraktiv sind.“, sagte Götz Maier, „Besonders im Bereich der Facharbeiter, aber auch sehr stark bei Ingenieuren fehlen Arbeitskräfte.“ Aktuell seien rekordverdächtig 806 Stellen in der regionalen M+E-Industrie nicht besetzt, obwohl im vergangenen Jahr wieder eine große Zahl an Zeitarbeitnehmern übernommen worden sei. Die Firmen stellten auch immer mehr Mitarbeiter „über 50 Jahre“ ein – im vergangenen Jahr fast 200, fast ebenso viele wie in 2016.
Die Umfrage belege aber auch, dass der Personalkostendruck unvermindert hoch sei, sagte Mario Trunzer: „Der jüngste Tarifabschluss hat die Kosten nochmals kräftig erhöht. Die Unternehmen brauchen aber Luft zum Atmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Geld für Investitionen in die von technischem Wandel geprägte Zukunft zu haben.“ Trunzer betonte: „Unsere Industrie muss auf den Weltmärkten bestehen. Das wird nur mit innovativen Unternehmen mit guten Mitarbeitern funktionieren – und wenn der Staat sein Teil durch zukunftsgerichtete Investitionen dazu beiträgt.“ Im neunten Wachstumsjahr hintereinander gelte es, so Trunzer, die konjunkturellen Zyklen genau zu beobachten und dem Gesetzgeber bei den vermehrt geplanten Bürokratiegesetzen Kontra zu geben.
Info zur Konjunkturumfrage:An der Konjunkturumfrage haben sich 80 Betriebe beteiligt. Dies entspricht einem Repräsentationsgrad von 62% der Betriebe der Bezirksgruppe und 77% der Beschäftigten.
Foto zum Abdruck honorarfrei.Quelle: Südwestmetall
Bildunterschrift: (von links nach rechts):Thomas Handtmann, Geschäftsführer der Albert Handtmann Holding GmbH & Co. KG in Biberach und stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall Ulm,Stefan Halder, geschäftsführender Gesellschafter der Erwin Halder KG in Achstetten/Bronnen und stellvertretender Vorsitzender Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm,Mario Trunzer, Geschäftsführer Liebherr Werk Ehingen GmbH und Vorsitzender Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm,Götz Maier, Geschäftsführer von Südwestmetall in Ulm
Info zu Südwestmetall:SÜDWESTMETALL ist der Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. Er ist kompetenter Ansprechpartner für Arbeitgeber in arbeits- und sozialrechtlichen, tarifvertraglichen und sozialpolitischen Fragen. SÜDWESTMETALL ist Sprachrohr für seine Mitgliedsbetriebe gegenüber Gewerkschaft, Staat und Öffentlichkeit. Zusammen mit dem Sozialpartner vereinbart SÜDWESTMETALL in Tarifverträgen die Bedingungen der Arbeitsverhältnisse.
Die Bezirksgruppe Ulm von SÜDWESTMETALL und des tarifungebundenen Unternehmensverbands Südwest betreut in der Region Ulm, Biberach, Alb-Donau und dem südöstlichen Teil Sigmaringens 130 Betriebe mit 54.715 Mitarbeitern.